20. September 2020

Ja, ist denn heut schon Weihnachten?

Den Weihnachtsmarkt schon zwei Wochen früher beginnen lassen und den Betreibern die Standgebühren ersparen – das hat die CDU Neumünster in einer Pressemitteilung gefordert.

Sven Radestock, GRÜNEN-Fraktionsvorsitzender in der Ratsversammlung, ist darüber verwundert:

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Dazu gehört es auch, in Coronazeiten unkonventionelle Wege zu denken, um besonders leidenden Menschen zu helfen. 

Dass Wolf-Rüdiger Fehrs, der von seiner Partei immerhin in den Rang des „Beauftragten für die Schausteller des Landes Schleswig-Holstein“ erhoben wurde, nicht ausreichende Hilfen von Seiten des Landes herausholen konnte, ist bedauerlich. 

Da die Schausteller*innen aber ebenso wie die Marktbeschicker*innen bereits in engem Kontakt mit der Stadtverwaltung stehen, gehe ich davon aus, dass die Forderungen der CDU dort längst diskutiert werden. Und das ist auch sinnvoll, gerade mit Blick auf die Standgebühren.

Mich erstaunt jedoch, dass ausgerechnet von der CDU der Vorschlag kommt, den Weihnachtsmarkt zwei Wochen früher beginnen zu lassen. Es ist ohnehin bereits schwer, immer wieder den wahren Charakter, den Sinn des Weihnachtsfestes hinter dem zunehmenden Kommerz herauszustellen. Mit diesem Vorstoß gibt jetzt ausgerechnet die Partei dieses Ansinnen auf, die das „C“ für „christlich“ im Namen führt, Weihnachten wird zu einem bloßen Etikett. 

„Alles hat seine Zeit“ – diese Worte des Predigers Salomo aus der Bibel haben gerade in unruhigen Tagen ihr besonderes Gewicht. Dazu gehört, den November als stille Zeit bewusst zu durchleben, auch aus Respekt vor all denen, denen Leid widerfahren ist. Den Weihnachtsmarkt an Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag auszusetzen, reicht da nicht aus. Dass es in den Geschäften schon Ende August Spekulatius und Stollen in großen Mengen zu kaufen gibt, ist für bewusst lebende Menschen ohnehin bereits skurril genug.

In anderen Städten war es bereits in den vergangenen Jahren möglich, den Weihnachtsmarkt über die Weihnachtstage hinaus zu verlängern. Dies wäre auch für Neumünster denkbar.

Übrigens – kleiner Zwinkersmiley-Nachtrag für die C-Partei – spräche auch theologisch nichts gegen diese Variante, denn die Weihnachtszeit endet nicht mit dem 26. Dezember.